Prachtfinkenzucht Heibges

Krallen schneiden

Lange Krallen einer Schwarzkopfnonne

Prachtfinken der Gattung Lonchura oder Munia haben in der Regel ein stärkeres Krallenwachstum als andere Prachtfinkenarten. Züchter die Nonnenarten halten, haben deshalb viel Übung im Schneiden von Fußkrallen. Spätestens alle 3-4 Monate müssen bei Nonnenarten die Krallen geschnitten werden. Auf die Länge der Krallen sollten wir bei jedem Vogel achtgeben, auch wenn bei den meisten Arten die Krallen nur einmal im Jahr gekürzt werden müssen. Das Krallenwachstum kann auch innerhalb derselben Art, von Vogel zu Vogel erheblich variieren. Bei anhaltendem Krallenwachstum verformen sich die Fußkrallen und winden sich wie Korkenzieher. Ein Vogel mit derart langen Krallen kann seine Bewegungen in der Voliere kaum noch koordinieren und für die Zucht ist er in dieser Verfassung wirklich nicht geeignet. Wer Vögel mit derart ungepflegten Füßen auf Vogelbörsen sieht, sollte den Austeller auch ruhig einmal darauf ansprechen. 

 

Warum das Krallen schneiden unbedingt sein muß:

Vögel bleiben mit überlangen Krallen am Volierengitter hängen und unter Fluchtstreß zerren sie so lange, bis sie sich losreißen können. 
Das Bein kann bei einem in Panik geratenen Vogel durch das Geflatter in alle Richtungen so stark verletzt werden, dass der Vogel das Bein später verliert. In der Natur ist dieser Vogel eine leichte Beute und der Verlust eines Fußes ist das geringere Übel, wenn das Leben auf dem Spiel steht. Wenn sich die Kralle so festsetzt, dass sich die Tiere sich nicht losreißen können, verhungern sie.

Hähne mit zu langen Krallen treten die Henne nicht mehr. Beim Deckakt muss sich der Hahn im Gefieder der Henne festkrallen können, sonst erreicht er die Kloake nicht. Mit überlangen Krallen machen die Hähne nicht einmal mehr den Versuch das Weibchen zu befliegen. Die Eier der Henne bleiben dann unbefruchtet.
Bei der Brut können die Eier im Nest durch unzureichende Krallenpflege bei den Zuchtpaaren zerstört werden. 

Bereits durch ein winziges kleines Loch in der Eischale kann sich der Embryo nicht mehr weiter entwickeln. Vögel, die sich nicht kratzen können, ständig mit den Krallen irgendwo hängen bleiben und nicht richtig auf der Stange sitzen sind in ihrem Wohlbefinden stark beeinträchtigt. Eingeschränkte Bewegungsfreiheit und Streß wirken jeder Brutstimmung entgegen.  

 

Geeignete Werkzeuge die scharf genug sind die Krallen bei Vögeln zu kürzen und einen exakten Schnitt möglich machen.  Zum Krallenschneiden bevorzuge ich die Nagelhautzange mit schräger Schnittkante. 
Der Schnittverlauf ist an der Kralle besser zu sehen als bei allen anderen Nagelscheren. Die Krallen können sehr exakt gekürzt werden und schneller geht es auch noch. 
Ein versehentlich zu kurzes Schneiden der Krallen und Verletzung der Blutgefäße kommt mit dieser Zange auch deutlich weniger häufig vor.

... und so wird's gemacht:

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Vogel auf den Rücken legen und mit Handballen leicht fixierenFuß gerade nach vorne in Kopfrichtung ziehen
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Fuß am Zehengrundgelenk mit Daumen und Zeigefinger festhalten  Die Lage der großen Blutgefäße prüfen und Kralle 2-3 mm unterhalb der Gefäße kürzen
In Zweifelsfällen hilft die Schierlampe die Länge der Blutgefäße zu bestimmen. Der Pfeil zeigt das Ende des großen Blutgefäßes an. Es ist sichtbar durch die etwas dunklere Schattierung in der Mitte der Kralle . 2-3 mm dahinter wird die Kralle mit der Nagelhautschere gekürzt.

Blutungen stillen

Der Verlauf der Blutgefäße in den Fußkrallen ist leider nicht immer ganz einfach zu sehen. Die Hornfarbe der Krallen ist teilweise sehr unterschiedlich und geht von hellbeige bis schwarz. Wie weit das Blutgefäß in die Kralle hinein reicht, ist bei jedem Vogel anders.

Spätestens wenn es blutet, weiß man der Schnitt war zu kurz. Verschmutzungen der Wunde sollten unbedingt vermieden werden. Bei Infektionen kann sonst die ganze Kralle verloren gehen, die dann nicht mehr nachwächst. 
Die Blutung läßt sich gut mit Clauden-Watte stoppen. Clauden Watte ist für wenig Geld in der Apotheke erhältlich und sollte Bestandteil in der Notfallapotheke des Vogelzüchters sein. Die Verbandwatte wird durch ein Spezialverfahren mit Clauden-Pulver, Clioquinol und Glycerol 85 % imprägniert. Nach Abtupfen der Kralle den verletzten Vogel für eine kurze Zeit in einen Einzelkäfig ohne Einstreu setzen. Die häufig empfohlene Kernseife als Blutstiller hat sich bei mir nicht bewährt.